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Postwertzeichen-Sammler-Verein Mannheim e. V.

In den vorigen Artikeln wurde die Geschichte der ersten drei Mannheimer Privatpost-Anstalten beschrieben:

I.    Privat-Brief-Verkehr Kirchhoffer & Co. (01.10.1886-06.04.1887)
II.   Privat-Post für Stadtbriefe “Hansa” (14 Tage an Weihnachten 1886) und
III.  Privat-Stadtbrief-Beförderung (15.02.1894-22.04.1895)

Für die beiden ersten war die Zeit noch nicht reif und sie gingen ein wie die meisten Anstalten außerhalb Berlins. Hauptgründe waren mangelnde Sachkenntnis und Kapitalmangel während der Anfangsschwierigkeiten in einer Stadt mit 61.000 Einwohnern.

Die dritte Anstalt wurde in einer Zeit eines beginnenden wirtschaftlichen Aufschwungs in einer auf
91.000 Einwohner gewachsenen Stadt gegründet, und hätte unter dem Namen Privat-Stadtbrief-Beförderung bis zum Ende der Privatpostherrlichkeit am 31.03.1900 bestehen bleiben können. Zwei Protagonisten waren jedoch Hallodris, so daß die vier anderen Teilhaber ausschieden und eine vierte Anstalt gründeten.

IV. Stadtbrief-Verkehr Mannheim

a) Geschichte
Im Generalanzeiger vom 17.04.1895 findet man folgende Anzeige:

 

“Der Aufschwung welchen die Stadtbriefbeförderung seither an hiesigem Platze gewonnen hat, ist vornehmlich auf unsere unermüdliche Thätigkeit zurückzuführen.” So rühmen sich die vier Kommanditisten und unterstellen damit, daß die anderen nicht so tüchtig gewesen waren. Obwohl sie als Schmied, Landwirt, Drucker und Maschinenformer keine einschlägige Ausbildung genossen hatten, führten sie das Unternehmen sehr erfolgreich. Sie waren offenbar Freunde geworden, denn sie teilten sich den Jahresgewinn einheitlich durch vier. Die sehr unterschiedlichen Geschäftseinlagen (Ochs 1050 Mark, Häussler 900 Mark, Brenner 280 Mark und Trunk 100 Mark) waren zuvor durch eine Verzinsung von 5 % berücksichtigt worden. Bis zum erzwungenen Ende ging das ohne Gesellschaftsvertrag sehr gut.

Das vorausgegangene Unternehmen, das nach Ausscheiden der vier Neugründer noch wenige Tage weiter unter dem Namen Privat-Stadt-Brief-Beförderung Behringer & Co. fimierte, hatte zur Einführung im Februar 1894 zwei Anzeigen und im Juni bzw. Dezember je eine weitere Anzeige veröffentlicht, sowie durch Anschreiben der Redaktion je einmal im redaktionellen Teil im Februar 1894 und im Januar bzw. April 1895 auf sich hingewiesen.

Von der neuen Gesellschaft erschien bis zu ihrem Ende, wenn im Generalanzeiger bei der ermüdenden Durchsicht nichts übersehen wurde, nur eine einige Anzeige und zwar alsbald am 2. Mai 1895. Es war eine sehe noble und sicher vertrauensbildende Geste, den kostenlosen Umtausch der ungebrauchten Briefmarken und Karten der Vorgängergesellschaft gegen eigene Marken in den nächsten fünf Wochen direkt beim Briefträger anzubieten.

“Dem neuen Unternehmen wird eine größere Bedeutung als dem seitherigen nicht beizulegen sein” heißt es in dem Bericht der OPD Karlsruhe vom 4. Mai 1895 an das Reichspostamt. Da täuschte sich der Geheime Ober-Postrath Heß aber gewaltig.

Spätestens mit Erscheinen des Adreßbuchs von 1896 mußte ihm das auffallen. Da wies die Privatpost 62 Briefkästen auf und die Kaiserliche Post nur 48. Schlimmer noch: Marken konnte man in allen Geschäften kaufen, an denen die Briefkästen angebracht waren, bei der Reichspost aber nur in den vier Postämtern und der Restauration der Fabrikstation.

Dieses Verhältnis wurde auch mit den Jahre nicht besser (Anzahl der Briefkästen aus den Adreßbüchern):

Jahr

Kaiserliche Post

Privatpost

1886

48

62

1897

53

69

1898

56

80

1899

58

79

Im Jahre 1900 unterblieb die Anzeige der Privatpost mit Hinblick auf das Ende am 31. März. Ab 1897 verkaufte die Kaiserliche Post auch noch in der Rheinkaistr. 2 und an der Neckarspitze und ab 1898 dazu noch in der Käferthaler Landstraße 168.

Wir sind über das Geschäft mit der Firma Stadt-Brief-Verkehr sehr gut unterrichtet. Die Reichspost wollte nämlich die Abfindungen nach dem Verbot der Privatpostanstalten möglichst klein halten und betrieb akribische Nachforschungen nicht nur bei den Geschäftsinhabern, sondern auch bei den Briefträgern und den Finanzämtern, und in Mannheim sogar bei der Ortskrankenkasse. Ausführliche Auszüge aus den noch vorhandenen Akten wurden von Hans Meier zu Eissen im Band IV seines Handbuchs “Die Deutsche Privatpost” veröffentlicht und sind die Grundlage für die folgenden Ausführungen.

Die Geschäftsleute, bei denen die gelben Briefkästen angebracht waren, erhielten als Bezahlung eine Rabatt-Provision in Höhe von 10 % des Markenerlöses. Karl Weber, dem Spitzenreiter im Jahre 1899, der für 1.976 Mark verkaufte, gewährte man sogar 15 %; Jakob Harter, der zweitbeste erhielt 10 % von ca. 1.200 Mark. Vom drittbesten, Oswald Zipperer, sind sogar die Umsätze ab 1896 bekannt: 692, 962, 980 und 805 Mark, in allen Fällen ein ganz nettes Zubrot zum laufenden Geschäft.

Die Briefträger erhielten anfangs einen Wochenlohn von 20 Mark, der sich allmählich auf 24 Mark steigerte. Für Mehrleistungen gab es Entschädigungen, z. B. für die Verbreitung von Flugblättern (für 1 .000 Stück 3 Mark) oder bei Vertretung erkrankter Kollegen. Zu diesem Punkt sei ein Abschnitt (S. 24) aus dem Heft 17 der Privatpost-Schriftenreihe, das einem ganz anderen Thema gewidmet ist, leicht gekürzt zitiert: “Aufsehen erregte beim Reichspostamt die Tatsache, daß entgegen den durchschnittlich festzustellenden Jahreslöhnen der Angestellten, die je nach Größe der Orte zwischen 600 bis 1.000 ,- Mark (Durchschnitt für einen Zusteller ca. 800,- M.) schwankten, in Mannheim fast alle 1.300 bis 1.395 M. betrugen.” Aus der Antwort des Mannheimer Postamts 1 auf Anfrage des Reichspostamts: “Die für die hiesigen Verhältnisse kaum zu hohen Löhne sind nach den Büchern der Privatanstalt thatsächlich gezahlt worden.”

Die Zahl der Boten bzw. Briefsortierer stieg von anfangs 5 auf zuletzt 21. Man stellte anscheinend immer erst dann neue Mitarbeiter ein, wenn die vorhandene Arbeit wirklich nicht mehr bewältigt werden konnte. Zahlen über die durchschnittliche Anzahl Sendungen, die ein Zusteller pro Tag in vier Touren zu verteilen hatte, sind für Mannheim nicht zu ermitteln. In der Literatur veröffentlichte Zahlen anderer Privatpostanstalten (Zustellungen pro Jahr und Anzahl der Angestellten) führen zu Tagesleistungen von ca. 220 bis 240 Zustellungen pro Mitarbeiter, d. h. etwa 260 bis 300 pro Briefträger. Die im letzten Aufsatz für Mannheim errechnete Zahl von 600 bis 800 Sendungen pro Zusteller und Tag sind durch das Neujahrsgeschäft 1894/5 mit Überstunden möglich, wahrscheinlich aber trotzdem etwas zu hoch. Die Briefkästen wurden von den Briefträgern bei ihren Rundgängen geleert, so daß die Briefe, die bei den beiden Morgentouren eingesammelt wurden, schon bei den beiden Nachmittagstouren zu den Adressaten kommen konnten.

Für die Bestellung von Paketen durch die Post innerhalb der Stadt bestand offenbar kein Bedarf. Als man diesen Geschäftszweig im Frühjahr 1899 aufgab, hatte sich der Umsatz von 6 bis 8 Paketen pro Woche in den vergangenen Jahren nur auf 286 Mark summiert.

Im ersten Jahr halfen die Firmengründer beim Austragen mit. Ab 1896 stempelten Brenner und Häussler im Innendienst die Briefe und sortierten sie. Trunk führte die Korrespondenz und Ochs die Bücher. Ochs , ohne jede kaufmännische Vorbildung, hatte sich einige Monate lang von einem Bürogehilfen anleiten lassen. Der Bücherrevisor, den die Reichspost zur Nachprüfung der Entschädigungsforderungen nach dem Verbot der Privatpostanstalten schickte, schlug die Hände über dem Kopf zusammen: Einnahmen und Ausgaben waren einfach hintereinander eingetragen, wie sie vorkamen, zwischen Haupt- und Kassabuch gab es bei den Abschlüssen Differenzen, Übertragungen spezieller Konten, wie z. B. Kautionsbeträge der Bediensteten, Bankguthaben, Löhne etc. in ein besonderes Hauptbuch gab es nicht. Auszüge der Forderungen und Schulden der Geschäftskonten waren nicht vorhanden, so daß keine Bilanz erstellt werden konnte. Der Reingewinn konnte lediglich über eine einfache Gewinn- und Verlustrechnung, wen man die nicht mit dem Geschäftsbetrieb zusammenhängenden Vorgänge herausgenommen hatte.

Als der Bücherrevisor nachträglich die Buchführung in Ordnung gebracht und die Bilanzen erstellt hatte, staunte er. Die vir Geschäftsinhaber hatten Gewinn und Verlust gleichmäßig durch vier geteilt und redlich versteuert.

1895/6

9.951 Mark

1896/7

12.135 Mark

1897/8

14.658 Mark

1898/9

16.710 Mark

1899/1900

15.718 Mark

In dem “Gesetz, betreffend einige Änderungen von Bestimmungen über das Postwesen. Vom 20. Dezember 1899” heißt es u. a.:

 

Der für die Abwicklung zuständige Postinspektor von der Linde versuchte nun die Reingewinne u. a. dadurch herunter zu rechnen, daß er zwei der Teilhaber, die mit Stempeln und Sortieren beschäftigt waren, als Bedienstete behandelte, deren Lohn pro Jahr in Höhe von 2 x 21 Mark x 51 (Wochen) = 2 .184 Mark jeweils vom Reingewinn abzuziehen sei. Als sich die vier Firmengründer aber auch nach langen Wochen nicht auseinander dividieren ließen und mit dem Gang zum Schiedsgericht in Leipzig drohten, lud er sie zu einer Klausur ein, an deren Ende folgende Vereinbarung herauskam: “Wir sind bereit, auf eine Einigung über die uns zu zahlende Entschädigungssumme im Vergleichswege einzugehen und beanspruchen hiernach als Gesamtentschädigung von 95.000 M. fünfundneunzigtausend Mark. - Für den Fall der Gewährung dieser Forderung begeben wir uns hiermit rechtsgültig des Rechts auf Berufung. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben: von der Linde, Ochs, Häußler, Trunk, Brenner.”

Von den 22 Bediensteten sollten 20 anspruchsberechtigt gestaffelt nach ihren Dienstzeiten die vom Gesetz vorgesehenen Abfindungen erhalten, die sich in Summa auf 11.952 Mark belaufen hätten. Nur drei von ihnen nahmen die Entschädigung, 17 aber ließen sich unter Verzicht auf die Abfindung in den Dienst der Reichspost übernehmen, wofür sie dienstrechtlich so gestellt wurden, als ob sie in der Zeit bei der Privatpost bei der Reichspost gearbeitet hätten.

Von den arbeitslosen Unternehmern hatte der Postinspektor gemeint, sie seien in einem Alter von 35 bis 40 Jahren imstande, ihren Lebensunterhalt als Werkmeister oder Vorarbeiter mit einem Jahreslohn von 1.800 Mark in Mannheim zu verdienen. Im Adreßbuch 1901 findet man Ochs in U 5, 24 als Straßenbahnschaffner, Häußler in U 6, 21 als Packetbestätter, Trunk in der 1. Quertraße 2 als Buchdruckereibesitzer und Brenner als Cigarrenhandlung in der Mittelstr. 51.

Abschließend sei noch aus einem Schreiben der Handelskammer Mannheim auf die “schätzbare Anfrage” des Kaiserlichen Postinspektors zitiert, daß die Firma “Stadtbriefverkehr Häussler, Ochs & Co .” sich in Mannheim einem Handelsstande allgemeiner Beliebtheit erfreut habe. “Zu Klagen und Anständen irgend erheblicher Art hat der verflossene Stadtbriefverkehr unseres Wissens nie Anlaß gegeben, der Betrieb ist vielmehr tadellos und äußerst prompt geführt worden. Der Handelsstand vermisst, wenigstens einstweilen, einen gleichwertigen Ersatz. Die ganze Geschäftsführung hat sich als durchaus solide bewährt. Wir sind der Ansicht, dass hier die Gründung eines Konkurrenzunternehmens keine Aussicht auf Erfolg gehabt haben würde, es sei denn, die Reichspostverwaltung selbst hätte sich zu einem Wettbewerb bei gleichen Preisen, gleicher Kulanz und Schnelligkeit der Beförderung entschlossen.”

Gleiche Preise gewährte die Reichspost ab dem 1.4.1900 aber nur für Postkarten im Ortsverkehr, um sie schon am 1.7.1906 von 2 auf 5 Pfennige zu erhöhen. Bei Briefen blieb sie bei 10 Pfennigen im Gewicht von 20 anstelle von 15 g. Bis 250 g kosteten sie 20 Pfennige. Einen Ortsverkehrstarif gab es nie. Dem Stadtposttarif von 3 Pfennigen für Briefe bis 250 g durfte man nur nachtrauern. Wer weitere Vergleiche anstellen will, kann dies mit den Tabellen im Michel Spezial tun, wobei die Tarife von 1906 mit Ausnahme der oben genannten schon vor und um 1900 galten.

b) Briefmarken, Ganzsachen und Stempel

Vorbemerkung: Wenn man über die jetzt zu beschreibenden Marken nicht anhand von vorliegenden Stücken sprechen kann, z. B. bei einem Brieftauschangebot, sollte man sich über die Basis vergewissern. Der Michel Spezialkatalog der deutschen Privatpostmarken zählt z. B. die jetzt hier zu besprechenden Marken ab Nr. 4, weil er die beiden Anstalten Privat-Stadtbrief-Beförderung und Stadtbriefverkehr als eine durchnummeriert. Der Glasewald-Katalog von 1953 und der Schmidt-Katalog von 1939 nummerieren alle Mannheimer Privatpostmarken durch. Die früheren Katalogisierungen brachen hier nicht erwähnt zu werden. Im folgenden werden die Marken nach Michel gezählt.

Briefmarken

Die Post, weder die Reichspost noch die Bundespost, hat es bis heute fertig gebracht, ein Mannheimer Motiv auf einer Briefmarke zu bringen. Von den Privatpostunternehmen in Mannheim hat es auch erst das vierte geschafft.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf den Marken Nr. 4 violett und 5 gelborange, die mit Eröffnung der Anstalt herauskamen, kann aber fast überall stehen, so daß man erst die Marken Nr. 6 - 9 und 11 als Mannheim-Motiv betrachten kann.

Für die ersten beiden davon, 2 Pfennig violett und 3 Pfennig rot findet man weder in den o. a. Katalogen noch in den Heften der verschiedenen Privatpost-Periodika ein Erstausgabedatum. Zur Nr. 8, der 3 Pfennig orange nennt Schmidt den Oktober 1895 und zur Nr. 9, der 5 Pfennig hellbraun den Januar 1896 als Ausgabezeit.

Jeweils ein bis zwei Dutzend Marken derselben Michelnummer eines Gebrauchsjahres wurden mit anderen verglichen. Es Zeigte sich: Das Violett der Nr. 6 ist eher dunkel und wird 1897 bräunlich. Ab 1898 muß man die Farbe braunlila nennen. Der Unterschied zwischen den Orange der Nr. 8 von 1895/6 und dem bräunlichorange ab 1897 ist zwar vorhanden, aber doch sehr klein. Es fällt außerdem auf, daß die Ränder der Marken nicht selten schmal sind, weil die Längszähnung ein Zahnloch zu früh erfolgt. Schmit und Meier zu Eissen vermerken für verschiedene Nummern Bildabstände von 3,5 oder 4,4 mm. Dabei müßten aber bei gleicher Nummer alle Marken gleich breit sein, was nicht der Fall ist. Bei den Nummern 8 und 9 wurde bei einem Bildabstand von 4,5 mm sowohl schmälere als auch breitere Marken gefunden. Außerdem wurden bei Viererblöcken der Nummer 11 sowohl solche mit 3,5 als auch mit 4,5 mm Abstand gefunden. Daß die Linienzähnung nicht allzu penibel erfolgte, zeigt eine dritte Zahnreihe durch eine Nr. 8, wie es Schmidt auch für die Nummer 7 vermerkt.

Bei der 2 Pfennig Nr. 11 vom Dezember 1899 gleicht die Farbe der Nummer von 6 vom 1897, die Wertziffer ist aber größer. Diese Marken ist hier zusammen mit den Nummern 6, 8 und 9 auf das 2,5-fache vergrößert abgebildet, zusammengerückt, so daß die gleiche Größe der Wertschilder zu erkennen ist. Drei der vier benützten Kataloge erkennen nämlich bei der Nummer 11 nicht nur eine große Wertziffer, sondern auch einen größeren Schild.

Die Jubiläumsmarke Nr. 10 zum 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I, am 22.03.1778 wurde in gleicher Ausführung auch von den Privatpostanstalten in Breslau, Königsberg und Stettin herausgegeben, alle in Preußen gelegen. Hatte einer der Kommanditisten Grund, sich bei der Großherzogin Louise, einer Tochter Kaiser Wilhelms einzuschmeicheln?

Ganzsachen

Die abgebildeten Correspondenz-Karten zu 2 Pfennig sind nur eine Auswahl. Sowohl Schmidt als auch Meier zu Eissen registrieren acht verschiedene, darunter auch eine Karte mit Antwortkarte. Zwei sind schwarz gedruckt auf grauem Karton, die andere blau gedruckt auf elfenbeinfarbenem Karton. Sie unterscheiden sich auch in der Schrift (Fraktur oder Schrift mit Serifen), in den Hinweisen auf das Einlegen in die gelben Briefkästen und in der Zeile für die genaue Anschrift (Litr. No.) bzw. Wohnung (Straße resp. Litr. No.)

Diese Karten sind vielfach als gedruckte bzw. hektographierte Mitteilungen benützt worden, einige mit Werbungen, die auch bei Karten von anderen Privatpostanstalten gefunden werden, z. B. “Allen Freunden häuslicher Gesundheitpflege empfohlen ... Andreas Saxlehners Bitterwasser aus Budapest.” Damals eine Neuheit, aber heute? Beachtet übrigens die Bundespost das “Bitte keine Reklame einwerfen”??

Kartenbriefe wie der obere auf der Abbildung werden von Schmidt in zwei leicht verschiedenen Fassungen mit roter Schrift auf Faserpapier bzw. glattem Papier beschrieben. Der untere Kartenbrief mit der verschnörkelten blauen Frakturschrift und dem falschen Genitiv kommt dagegen nicht in der Literatur vor.

Kuriositäten und Folgerungen daraus

In Berlin-Schöneberg gab am 27. August 1916 ein Betriebsingenieur Butschke eine Mannheimer Stadtpostkarte im (ehemaligen) Wert von 2 Pfennigen zur (Reichs-)Post, klebte aber die seit Monatsbeginn vorgeschriebenen 7 1/2 Pfennige auf. Er war sicher, wie auch der Name erwarten läßt, ein korrekter Preuße und kein sparsamer Schwabe.

Die letzte Marke, die in 2,5-facher Vergrößerung abgebildet ist, zeigt zwar das Mannheimer Schloß, stammt aber nicht von dem im Heft 147 abgehandelten Mannheimer “Privat-Brief-Verkehr”, sondern von der Freiburger Anstalt gleichen Namens und hat für diese die Michel-Nummer 3. Sie ist gelborange wie auch die 2-Pfennigmarke Michel-Nummer 2. Wie kommt Mannheim nach Freiburg? Die Antwort ist spekulativ, hat aber einen gewissen Reiz auch für die Frage, wer die Mannheimer Marken gedruckt hat. Der Gründer der Freiburger Anstalt, Ludwig Storck, stammte aus Ludwigshafen, Prinzregentenstr. 69. Unter demselben Datum vom 15. November 1895, unter dem dieser “Rechtskonsulent” die Freiburger Anstalt “Ehrerbietigst” der Behörde zur Anzeige brachte, steht bei Meier zu Eissen der Ersttag der ersten Marke dieser zweiten Privatpost in Freiburg. Die Marke mit einem einigem Zierat um die Zahl 2 gestaltet, wurde von der Bundesdruckerei Max Edel in Mannheim, E 1, 8 im Steindruck hergestellt.

Etwa Ende November verschwand Storck aus Freiburg nach vorherigem Verkauf der Anstalt und gründete in Colmar am 26 Februar 1896 die nächste Privatpost. Diese verwendete die gleiche Marke zu 3 Pfennig in blau wie in Freiburg, hergestellt von Max Edel in Mannheim.

Es ist sicher nicht ohne Interesse, daß ebenfalls am 26. Februar 1896 in Metz ein Wilhelm Scholl eine Stadt-Brief-Beförderung gründete und die gleichen Marken zu 2 Pfennig in braun und 3 Pfennig in blau verwendete wie Ludwig Storck in Colmar. Drucker wiederum Max Edel in Mannheim in Steindruck.

Bei so vielen Übereinstimmungen zwischen den Steindruckmarken in Freiburg, Colmar und Metz erscheint es praktisch zwingender Schluß, daß, wenn Freiburg als zweite Marke nach der gesichtslosen Marke, die ohne Änderung auch in Colmar und Metz eingesetzt werden konnte, die zweite Steindruckmarke mit dem Bild des Mannheimer Schlosses (ohne Kaiser-Wilhelm-Denkmal) ebenfalls von Max Edel, Mannheim E 1, 8 stammt. Denn nur der hatte bereits Erfahrung mit dem Motiv mit der Mannheimer Marke Nummer 6 folgende von vor dem Oktober 1895 (vgl. oben).

Stempel

Der Stadt-Brief-Verkehr Mannheim verwendete während der ganzen Zeit seiner Existenz einheitlich gestaltete Stempel wie den abgebildeten Letzttagsstempel vom 31.03.1900 mit dem Datum im Innenkreis in zwei Zeilen und dem V. für Vormittag, dem M. für Mittag, dem N. für Nachmittag und dem A. für Abend in der dritten Zeile.

Dr. Hansjürgen Kessler, Mannheim im Juni 2001